Während kubanische Mediziner Leben retten, besetzt das US-Militär Haiti
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Während kubanische Mediziner Leben retten, besetzt das US-Militär Haiti
von lehrchen am 03.02.2010 21:12Ärzte oder Soldaten
Während kubanische Mediziner Leben retten, besetzt das US-Militär Haiti
Von Enrique Torres,Port-au-Prince (Prensa Latina)
Das am Montag gerettete kleine Mädchen Karla Lexandre hat die Hoffnungen derHelfer wiederbelebt, auch eine Woche nach dem Erdbeben doch noch Menschenlebend aus den Trümmern bergen zu können. Experten aus verschiedenen Ländernhatten zuvor praktisch die Hoffnung aufgegeben, daß Menschen diese lange Zeitohne Trinkwasser unter den Schuttbergen eingestürzter Gebäude überlebenkönnten. Das gerettete Mädchen wurde in das Universitätskrankenhaus desFriedens in Port-au-Prince gebracht und dort von kubanischen Ärzten behandelt.Mediziner aus fünf Ländern betreiben derzeit das Hospital, unter ihnen diePädiaterin Gladis Salas, die als eine von mehr als 400 kubanischen Medizinernbereits seit zwei Jahren in dem ärmsten Land des Kontinents arbeitet. Sieberichtete der Agentur Prensa Latina, daß das Mädchen körperlich fastunverletzt gewesen sei, obwohl das Haus, in dem es sich während des Erdbebensaufgehalten hatte, vollkommen in sich zusammenstürzte. »Aber sie ist starkausgetrocknet. Wir haben begonnen, ihr Flüssigkeit zuzuführen, um ihrenAllgemeinzustand zu verbessern und sie besser untersuchen und ihr Leben rettenzu können«, so die Kinderärztin.
Die Menschen in Port-au-Prince wollen weniger die mittlerweile überallpräsenten Soldaten als vielmehr und ganz dringend Lebensmittel, Wasser,medizinische und technische Unterstützung sowie Gelegenheiten zur Arbeit. AmDienstag bildeten sich ab den frühen Morgenstunden erneut langeMenschenschlangen an den Hauptverkehrsadern der Stadt. Die Menschen suchtennach einem Stück Brot für ihre Kinder und andere Angehörige, die oft eineweitere Nacht unter freiem Himmel verbringen mußten. Hunderte Opfer derNaturkatastrophe zogen in der Hoffnung zum internationalen Flughafen »ToussaintL�Ouverture«, daß ein Teil der Hilfslieferungen, die dort aus aller Welteintreffen, irgendwie auch in ihre Hände gelangen würde. Aber die Landebahn desFlughafens gleicht weniger einem internationalen Zentrum zur Verteilunghumanitärer Hilfsgüter, als vielmehr einer kampfbereiten US-Militärbasis. DiePräsenz der großen Transportflugzeuge der US-Luftwaffe wäre aufgrund ihreLadekapazitäten noch nachvollziehbar, aber das Bild wird vor allem von demmassiven Aufmarsch der US-Soldaten geprägt.
»Dieses Land braucht Ärzte, Architekten, Ingenieure, damit sie beimWiederaufbau helfen. Wir brauchen keine Soldaten, auch wenn das hier einigeoffenbar glauben«, kritisierte der junge Haitianer Cantón Wilson, der sich seitdem Erdbeben fast ununterbrochen um die Opfer der Katastrophe gekümmert hat. Erstudiert noch in Kuba Medizin, wo er sich als Chirurg spezialisieren will. Seinviertes Ausbildungsjahr steht bevor, und er machte gerade Urlaub bei seinerFamilie, als die Katastrophe hereinbrach. Wilson entschied sich, in seinerHeimat zu bleiben und zu helfen. Haiti brauche keine »Belagerung«, sondern»Solidarität, Brüderlichkeit und Frieden«, kritisierte der angehende Medizinerden Militäraufmarsch der USA. Am 15.Januar war der Flugzeugträger »Carl Vinson«vor der Küste Haitis eingetroffen. Ihm folgten die Kriegsschiffe »Underwood«und »Normandy« sowie der Hubschrauberträger »Bataan«. Auch 2000Marineinfanteristen und 3000 Elitesoldaten der 82. Luftlandedivision derUS-Armee trafen zwei Tage nach dem Erdbeben in Haiti ein. Ihre Kriegswaffentaugen nur wenig oder gar nicht dazu, die menschlichen und materiellenKonsequenzen der Katastrophe zu lindern. Die haitianischen Behörden befürchtenmittlerweile bis zu 200000 Tote, mehr als 70000 wurden bereits in schnellausgehobenen Massengräbern beigesetzt.
Übersetzung: André Scheer