Tiere spürten Haiti-Erdbeben zwei Stunden vorab
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Tiere spürten Haiti-Erdbeben zwei Stunden vorab
von mirja am 15.01.2010 09:04Tiere spürten Haiti-Erdbeben zwei Stunden vorab
Diese Karte verdeutlicht das Epizentrum des Erdbebens vom 12. Januar 2010 | Copyright: US Geological Survey
Port-au-Prince/ Haiti - Immer wieder berichten Bewohner von Katastrophengebieten davon, dass Tiere Stunden vor Vulkanausbrüchen, See- oder Erdbeben ein auffälliges und ungewohntes Verhalten aufzeigten. Auch beim verheerenden Beben auf Haiti vom vergangenen Dienstag bemerkten Anwohner rund zwei Stunden zuvor, dass mit Hähne und Hunden etwas nicht stimmte.
Zwei Stunden vor dem Beben, bei dem Tausende Menschen ihr Leben verloren und Behörden und Retter befürchten, dass die Zahl sogar in die Hunderttausende geht, hatte die kanadische Journalistin Chantal Guy auf ihrer Facebook-Seite berichtet, dass in Port-au-Prince alle Hähne verrückt spielten und zu jeder Tageszeit krähen würden. Kurze Zeit später fügte sie hinzu, dass auch "die Hunde heulen, dass es einem das Herz zerreißt", zitieren die Lübecker Nachrichten, die Journalistin. Zwei Stunden später bebte die Erde.
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Eine Liste mit Hilforganisatoionen für Spenden für die Haiti-Erdbebenhilfe finden Sie unter:
http://www.tagesschau.de/spendenkonten/spendenhaiti100.html
Schon kurz vor dem starken Erdeben im vergangenen Jahr in Südwestchina begannen Kröten plötzlich fluchtartig eine Brücke bei Taizhou in der Provinz Jiangsu zu überqueren. Zahlreiche Beobachter zeigten sich besorgt, jedoch reagierten die Behörden in keinster Weise. Auch Weihnachten 2004 flüchteten Elefanten auf Sri Lanka kurz vor dem Tsunami von den Küsten ins Landesinnere - nur wenige Menschen taten es ihnen gleich.
Bereits seit der Antike wurde derartiges Verhalten von Tieren immer wieder berichtet und überliefert. So zählte der griechische Naturforscher Plinius der Ältere, das unruhige Verhalten von Vögeln zu den vier Erdbeben-Vorzeichen.
Helmut Tributsch, Professor für physikalische Chemie an der "Freien Universität Berlin", beschäftigt sich seit Jahren mit diesem Phänomen und hat seine Erkenntnisse zum Thema im Buch "Wenn Schlangen erwachen" zusammengefasst. Auch der Titel bezieht sich auf die ein Ereignis in der Stadt Haicheng im Februar 1975. Damals erwachten die Schlangen der Gegend vorzeitig aus ihrem Winterschaf und flohen vor einem wenige Tage später einsetzenden Beben. Damals hatten Anwohner und Wissenschaftler das Verhalten der Schlangen richtig gedeutet, entsprechende Untersuchungen durchgeführt und daraufhin die Stadt rechtzeitig Räumen lassen, bevor sie von dem Beben zerstört wurde.
Basierend auf der Auswertung zahlreicher ähnlicher Beobachtungen kommen Forscher wie Tributsch zu dem Schluss, dass besonders Höhlenbewohner wie Schlangen, Nagetiere und Fledermäuse rund 20 Stunden zuvor Beben ab Stärken von über 6,5 ihr Verhalten drastisch ändern.
Was jedoch andere Tiere, wie etwa die südasiatischen Elefanten 2004 zur Flucht trieb, bleibt weiterhin ein Rätsel für die Wissenschaft. Eine von zahlreichen Theorien glaubt, dass durch die sich aufbauende Reibung und der Druck im Gestein elektrische Ströme entstehen, von denen bereits bekannt ist, dass sie das bekannte Wetterleuchten auslösen können. Das in kleinsten Ritzen im Fels sitzende Wasser könne dadurch zersetzt werden und als positiv geladene Aerosole bei den Tieren den Angstbotenstoff Serotonin auslösen. Eine andere Theorie erklärt das Fluchtverhalten der Dickhäuter mit deren Fähigkeit, über ihre Fußsohlen Infraschall wahrnehmen zu können. Auch andere exotische Wahrnehmungsorgane, wie etwa die Infrarotsensoren von Echsen und Insekten, das Erkennen des Erdmagnetfeldes bei Zugvögeln und die Fähigkeit der Gaswahrnehmung könnte die frühzeitigen Ahnungen der Tiere erklären helfen und den Wissenschaftlern als nützliches Frühwarnsystem dienen - wenn man nur aufmerksam beobachten und entsprechend reagieren würde.
Quelle
In Lak´ech
mirja, 12-IX
Geh´ langsam, du musst nur auf dich selbst zugeh´n!