Geomagnetischer Sturm - Die Sonne brodelt

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mirja
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Geomagnetischer Sturm - Die Sonne brodelt

von mirja am 11.06.2011 11:17

Interessante Daten zur Sonnenaktivität:


Geomagnetischer Sturm Die Sonne brodelt

Donnerstag, 09.06.2011, 11:11 · von FOCUS - Redakteur Michael Odenwald


Eine gewaltige Sonneneruption könnte heute einen geomagnetischen Sturm auslösen. Der Ausbruch erscheint paradox, denn er ereignete sich, obwohl die Sonne gerade ziemlich schwächelt.

Am vergangenen Dienstag registrierten Forschungssatelliten auf der Sonne eine spektakuläre Eruption. Zuerst, um 8:41 Uhr unserer Zeit, meldete das Solar Dynamics Observatory der US - Raumfahrtbehörde Nasa einen so genannten koronaren Massenauswurf (KMA). Zugleich registrierten die Sensoren des Spähers, dass die ins All geschleuderten Gasmassen nur 80 000 Kelvin heiß waren; stellenweise lag die Temperatur auch darunter. Für einen KMA ist das ungewöhnlich kühl. Tatsächlich stuften Nasa - Forscher die Eruption in die Kategorie M - 2 und damit als nur „mittelgroß“ ein. Kurz darauf gingen ähnliche Beobachtungen anderer Satelliten ein.

Ihre Aufnahmen ließen eine riesige Partikelwolke erkennen, die über die Sonnenoberfläche hinaus schoss und dann langsam wieder zurück sank. Dabei bedeckte sie fast den halben Sonnenball. Ausgegangen war die glühende Fackel von einem Komplex von Sonnenflecken mit den laufenden Nummern 1226 und 1227. „Es sah aus, als ob jemand einen Klumpen Staub in die Luft geworfen hätte“, urteilt der Sonnenphysiker Alex Young vom Goddard Space Flight Center der Nasa in Greenbelt (US -Staat Maryland). Ein Teil der Wolke wurde jedoch ins All geschleudert und raste laut Nasa mit 1400 Kilometern pro Sekunde davon. Sie fliegt zwar nicht in Richtung Erde, dennoch könnten Ausläufer des Sonnensturms unseren Planeten treffen.

Satelliten besonders gefährdet

Die Eruption, die sich in 150 Millionen Kilometern Distanz ereignete (so weit ist die Sonne von der Erde entfernt), könnte somit auch Auswirkungen am Boden haben. Am 9. Juni, warnte die National Oceanic and Atmospheric Administration der USA, könne es mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent einen „geomagnetischen Sturm“ geben, der bis zu 24 Stunden anhalten kann. Besonders gefährdet sind Telekommunikationssatelliten oder die 20 000 Kilometer von der Erde entfernt im All kreisenden Satelliten des Navigationssystems GPS, von dem die moderne Luft- und Schifffahrt weitgehend abhängig ist. Gegebenenfalls müssen Flüge umgeleitet werden, um den Funkverkehr mit den Piloten aufrecht zu erhalten. Insbesondere Interkontinentalflüge über der Arktis könnten betroffen sein. Wie ein Nasa-Sprecher erklärte, handelt es sich um den heftigsten Sturm seit 2006.

Im Extremfall können Sonnenstürme in Stromnetze einkoppeln und Stromüberschläge verursachen. Ende Oktober 2003 etwa gingen in der südschwedischen Stadt Malmö für eine Stunde die Lichter aus. Der Stromversorger Sydkraft macht einen Solarsturm für den Ausfall verantwortlich. Zugleich verlor die japanische Raumfahrtbehörde Jaxa den Kontakt zu zwei ihrer Satelliten. Dafür waren zauberhafte Nordlichter noch in Mitteleuropa zu sehen. Furore machte auch 1989 ein geomagnetischer Sturm, der in der kanadischen Provinz Quebec das Stromnetz lahm legte und ein Chaos verursachte, weil Verkehrsleitsysteme, die elektrischen Anlagen der Flughäfen sowie die Fernwärmeversorgung ausfielen. Einer Studie der National Academy of Sciences der USA zufolge könnten in einem solchen Fall allein in Nordamerika bis zu 130 Millionen Einwohner tage- bis wochenlang im Dunkeln sitzen.



Der gewaltige Ausbruch vom Dienstag erscheint dabei etwas paradox, denn er ereignete sich, obwohl die Sonne gerade ziemlich schwächelt.

Die Anzahl von Flecken ein Maß für die Aktivität der Sonne. Der gegenwärtige Fleckenzyklus unseres Zentralgestirns – nach astronomischer Zählweise nach ist es der elfjährige Zyklus Nummer 24 – begann Anfang 2009 mit über zweijähriger Verspätung. In der Zeit des Minimums zwischen den Zyklen 23 und 24 waren Monate lang keine Sonnenflecken zu sehen. Von Jahresbeginn 2009 bis Anfang Mai blieben 105 Tage fleckenlos, 2008 waren es 266 Tage. Es war damit das fleckenärmste Jahr seit 1913.

Wegen der ruhigen Sonne erwarten die Solarphysiker ein spätes und schwaches Maximum für den Zyklus 24 und ein noch schwächeres für den folgenden Zyklus 25. Tatsächlich prognostizierten Nasa-Forscher für das Maximum des aktuellen Zyklus, das sie für Juni 2013 erwarten, eine sehr niedrige Sonnenflecken-Relativzahl von 64. Beim voran gegangenen Zyklus 23 betrug die Relativzahl noch 139, und beim Zyklus 19, dem stärksten im 20. Jahrhundert mit dem Maximum in Oktober 1957, erreichte sie 254.

Im Frühjahr 2001 korrigierten die Nasa-Experten ihre Prognose dann nach unten. Nun sagten sie eine Relativzahl von nur noch 59 vorher. Damit würde die Aktivität der Sonne fast auf das Niveau herab sinken, das nach Erkenntnissen der Solarforscher in der „Kleinen Eiszeit“ herrschte. Diese Klimaperiode ging mit bitterkalten Wintern und feuchten, kühlen Sommern einher. Sie dauerte von Anfang des 15. bis ins 19. Jahrhundert hinein. Zwei besonders kalte Abschnitte waren das „Maunder-Minimum“, das von 1645 bis 1715 anhielt, sowie das „Dalton-Minimum“ von 1790 bis 1830. In einer Phase im Maunder-Minimum, die 30 Jahre währte, erschienen auf der Sonne nur 50 Flecken, normal wären jedoch mehrere Tausend gewesen. Zwischen 1672 und 1704 wurde sogar kein einziger Fleck beobachtet. Insgesamt zählten die damaligen Beobachter 3579 fleckenlose Tage in Folge. Nach Ansicht einiger Astrophysiker übersprang die Sonne damals mindestens einen Zyklus.

Eine kühlere Phase steht bevor

Weil die Sonnenaktivität im Zyklus 24 nur zögerlich wieder anstieg, fürchteten einige Klimaforscher, dass der Menschheit abermals eine Kleine Eiszeit bevorsteht. Diesmal aber wäre sie für die Menschheit womöglich ein Segen, denn eine geringere Sonnenaktivität geht mit verringerter Energieabstrahlung einher. Dies könnte der globalen Erwärmung entgegenwirken. Vielleicht sind aber alle diesbezüglichen Prognosen bereits obsolet. Denn kürzlich erfuhr unser Tagesgestirn einen regelrechten Aktivitätsschub. Am 15. April ereignete sich ebenfalls eine heftige Eruption, danach nahm die Zahl der Flecken auf der Sonnenoberfläche sprunghaft zu. Die Relativzahl schoss auf 52 empor, was schon nahe an dem für das Maximum erwarteten Wert liegt.

Die weitere Entwicklung lässt sich aber nicht vorhersagen, allen neuen Erkenntnissen über die Ursachen der Sonnenfleckenzyklen und den magnetischen Verhältnissen auf der Sonne zum Trotz. Die Aktivität kann sich nach oben oder unten drehen. Wirklich schlauer werden wir erst im Nachhinein sein.


Quelle:

In Lak´ech
mirja, 12-IX

Geh´ langsam, du musst nur auf dich selbst zugeh´n! :P

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