Das Höhlengleichnis von Platon (427 - 347 vor Christus)

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lehrchen

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Das Höhlengleichnis von Platon (427 - 347 vor Christus)

von lehrchen am 30.11.2009 19:05

Das Höhlengleichnis von Platon (427 - 347 vor Christus)

Die Geschichte erzählt von Menschen, die seit ihrer Geburt angebunden in einer Höhle leben. Hinter ihnen ist eine Mauer errichtet wo ein Feuer brennt. Hinter ihnen gehen Menschen vorbei, welche ihrer Arbeit nachgehen und sich auch hin und wieder unterhalten. Die angebundenen Menschen sehen vor sich an der Wand die Schatten der hinter ihnen Vorbeigehenden. Das ist ihre ganze Wahrheit.
Platon fragt nun, was wohl geschehen würde, wenn man einen dieser Menschen umdrehen würde und die Vorbeigehenden direkt gesehen werden könnten. Was, wenn dieser Mensch nach draußen käme und die Sonne sehen könnte?
Zunächst könnte er nicht glauben was sich ihm offenbart. Er müsste sich erst an die Realität gewöhnen. Nach und nach werden die Zusammenhänge klar. Die Wichtigkeit der Sonne und die Erfahrung der Jahreszeiten.
Würde dieser Mensch sich nun wieder in die Höhle begeben, bedürfte es wieder einiger Gewöhnung. Würde er den anderen erzählen was ihm widerfahren ist, und dass alle anderen die Schatten an der Wand für die Realität halten, was sie aber nicht ist, würde er sich der Lächerlichkeit preis geben. Seine Mitgefangenen würden seine Geschichte für Spinnerei halten und es für unmöglich erklären, dass es ein Draußen gibt. Sie würden sogar denjenigen, der sie nach Draußen bringen wollte, umbringen.

Das Höhlengleichnis lehrt uns, dass Menschen nicht bereit sind die Wahrheit anzusehen, wenn sie sie nicht selbst erlebt haben.
;-)

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pacal-votan
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Re: Das Höhlengleichnis von Platon (427 - 347 vor Christus)

von pacal-votan am 30.11.2009 20:12

Die Welt der Phänomene
Die Welt, wie sie uns erscheint und von uns wahrgenommen wird, ist komplett
anders als die tatsächliche, hintergründige Wirklichkeit. Darauf hat schon Plato
verwiesen, aber erst in der JETZT Zeit beginnen wir, diese Tatsache und deren
Tragweite zu erkennen. In unserer geschichtlichen Epoche wurden ausschließlich die
Phänomene, also das, was der Mensch mit der Bandbreite seiner Sinne wahrnimmt,
mit der Wirklichkeit gleichgesetzt. Wir haben vollkommen vergessen, daß die
Wahrnehmungen nur Informationscharakter besitzen und uns von dahinter liegenden
Realitäten berichten. Die Realität selbst tritt unmittelbar nicht in Erscheinung, sie liegt
im Energetisch - Geistigen.

Damit der Leser ein Gespür bekommt, was denn damit gemeint ist, will ich das
berühmte Höhlengleichnis von Plato zitieren. Warum wir in der Vergangenheit das
Höhlengleichnis kaum verstehen konnten, lag daran, daß wir bis JETZT selbst
diejenigen waren, die als die Angeketteten in der Höhle beschrieben werden. Erst
wenn der Mensch selbst den ersten Schritt gemacht hat, die freiwillig gewählten
Begrenzungen zu überschreiten, kann er Zugang zu den Erkenntnissen der Wahrheit,
die hinter den Phänomenen liegen, erlangen.

Zunächst das Höhlengleichnis:
Die Menschen leben gefesselt unter der Erde. Vom Licht abgewendet blicken sie in die
Dunkelheit und werden durch die Fesseln gehindert, den Kopf zu wenden. Hinter ihnen
tragen Unbekannte, bald redend, bald schweigend Dinge vorbei. Durch das Licht eines
Feuers sehen die Gefesselten von den Dingen nur die Schatten und fassen die gehörten Worte
als Worte der Schatten auf. Einer der Menschen darf aufstehen und den Kopf wenden. Aber
das Licht blendet ihn. Er glaubt wie alle anderen auch, die Schatten seien die Wirklichkeit
und wahrer als das Licht, das ihn schmerzt. Aber er wird gezwungen nach oben zu kriechen,
und er erblickt die Wirklichkeit, nachdem er sich unter Schmerzen an den Glanz des Lichtes
gewöhnt hat. Er sieht die wirklichen Gegenstände, die Sonne bei Tag, Mond und Sterne bei
Nacht. Er sieht nicht nur bloß die Schatten, wie die unten in der Höhle. Dort gibt es Ehren
und Auszeichnungen für diejenigen, welche die Schatten der vorüber getragenen Dinge am
schärfsten wahrnehmen, sich am besten an sie erinnern und aufgrund dessen das künftig
Eintretende am genauesten erraten können. Er selbst, vom Glauben an die Trugbilder
geheilt, will die anderen befreien. Aber wiederum dort unten in der Dunkelheit, kann er, vom
neuen Licht verändert, kaum etwas sehen. Er kann mit der Deutung der Schattenbilder
durch die Gefesselten nichts mehr anfangen und deren Wetteifer, die Bilder zu erraten, ist
für ihn jetzt unverständlich. Seine Erlebnisse aber wirken lächerlich für die im Dunkeln und
sie sagen, daß das Aufsteigen die Augen verderbe. Und wenn er es wage, sie nach oben zu
bringen, würden sie ihn töten. (Nach Karl Jaspers: Die Großen Philosophen)

Kaum etwas Wichtigeres gibt es für den JETZT Erwachenden zu erlernen und zu
erkennen, als die Wahrheit - die Wirklichkeit - hinter den Phänomenen zu
akzeptieren. Die Informationen durch die Phänomene im jeweiligen JETZT zu
verstehen ist enorm wichtig. In der kritischen Phase der Transformation, die bereits
JETZT begonnen hat, sollen wir nicht zu sehr in Illusionsnischen und im Dunkeln
tappen. Es gibt eine alles verderbende Blockade, die von vorne herein jedweden
Zugang zu einem hintergründigen Verstehen behindert: das Bewerten der
Phänomene an sich! Und genau das geschieht vielerorts, bei den großen
Zeitinterpreten, den Medien, genauso wie im individuellen Alltag fast jedes
Zeitgenossen.

Die Wirklichkeit ist energetischer Art und als solche benötigt sie die
Formdarstellung, um sich auszudrücken und eine Wirkung zu erzielen. Es gilt deshalb
für den Voranschreitenden, die Informationen aus den Phänomenen, also nicht nur
die wahrgenommenen Erscheinungsbilder sondern auch die dahinter liegende
Wirklichkeit, zu erkennen. Das Prinzip gilt einerseits für den persönlichen Bereich,
andererseits im Ganzen für die kollektiven Prozesse und Inhalte. Es kommt zu einer
sich verändernden Bewußtseinshaltung: wir beginnen, die uns betreffenden Dinge
nach ihrer tieferen Bedeutung zu hinterfragen: „Was will es mir sagen? Was will es
mir zeigen? Und worauf will es mich aufmerksam machen? „In welcher Sackgasse
habe ich mich verrannt? „Was gilt es zu verändern, was zu heilen und was will es mir
zu verstehen geben?


Wenn auch die Antwort auf unsere Fragen oft nicht sofort mental klar im Kopf
erscheint, sollte die Frage im Raum stehen gelassen werden. Die Antwort kommt
sicher! Geduld ist gefragt. Jede Frage, die gestellt wird, wird beantwortet, manchmal
auch nur über das Unbewußte, meist aber auch im Bewußt-Sein. Du weißt ja
hoffentlich: Es gibt keine Opfer! Das gilt auch für Dich, auch dann, wenn Du es
manchmal nicht glauben möchtest. Wenn Du die Information, die für Dich bestimmt
ist, bewertest, bist Du in die Falle gegangen und die von Deinem Höheren Selbst
zugespielte Lernhilfe muß eine neue Schleife ziehen. Sie tut es bestimmt und kommt
zu Dir zurück. Du entkommst Deinem Höheren Selbst nicht! Dein Höheres Selbst läßt
nicht locker und kann unbegrenzt lästig sein!

Dasselbe Prinzip gilt auch für auf das Kollektiv bezogene Phänomene. Nimm im
besonderen auch hier eine beobachtende Position ein. Vor allem Meldungen, die über
einige Tage hinweg durch die Medien behandelt werden, heißt es sehr scharfsinnig zu
beäugen. Tue dies in entspannter, intuitiver Offenheit und Bereitschaft. Erzwinge
nichts, sei offen für Denkanstöße, das genügt, die Antwort kommt! Auch die
Botschaft, die uns spektakuläre Ereignisse übermitteln, lasse solange im Raum stehen,
bis das entsprechende AHA-Erlebnis auftaucht.

All jene, die beharrlich weiter die Phänomene als die Wirklichkeit betrachten und
bewerten, setzen sich selbst in einem unentwirrbaren Netz gefangen. Immer
undurchsichtiger und unverständlicher werden für sie die Wahrnehmungen sein. Das
Gefühl, daß nur noch Verrückte” am Werk wären, wird immer erdrückender und
frustrierender. Für viele wird es zunehmend problematisch, wenn sie die Phänomene
nicht verstehen und die notwendenden kausalen Wirkwelten verkennen, die die
Prozesse der JETZT - Zeit so dramatisch beschleunigen.
Quelle: Die-Schleier-lichten-sich ( Kössner )

In Lak`ech (= Ich bin Du und Du bist Ich - gemeinsam sind wir EINS )

Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.11.2009 20:33.

pacal-votan
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Maya kin 9 * Ki & I-Ging Projekt Deutschland 2012 Admin und Dienstanbieter

Beiträge: 221

Re: Das Höhlengleichnis von Platon (427 - 347 vor Christus)

von pacal-votan am 27.12.2009 21:31


Platons Höhlengleichnis kreativ (^^) umgesetzt mit Szenen von "Matrix" und einen eigenen(!) Monolog, der aber nicht sehr erwähnenswert ist...Viel Spaß beim gucken, und vergiss nicht Teil 2 zu sehen, sonst macht das keinen Sinn...!

In Lak`ech (= Ich bin Du und Du bist Ich - gemeinsam sind wir EINS )

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mirja
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Höhlenleben

von mirja am 19.01.2010 09:18

Es passt so gut in diesen Thread:



Höhlenleben– Buchauszug Magda Wimmer

Unser gespaltenes Dasein

Das Jahr 1987 unserer Zeitrechnung war für viele der alten Kulturen und Völker auf dieser Erde das Ende der dunklen Zeit, oder wie die Maya es ausdrückten: „Das Ende der neun Höllen“. Ein anderer Morgen graute – der Beginn eines neuen Zeitalters.

Auch für mich war es eine grosse Wende, es war der Sturz in ein „schwarzes Loch“. Schwarze Löcher sind eine gewaltige, dichte Masse von dunkler Materie, ohne Licht, ohne Klang, ohne irgendetwas: Keine Stimme, keine Farbe, kein Gefühl – absolut nichts.

Es war ein Unfall und seine Folgen, die mich nicht nur in das Schwarze Loch geworfen haben, sondern mich später, nach langer Zeit, am anderen Ende als einen anderen Menschen wieder herausbefördert haben. Das gleissende Licht in den Spitälern, die Schärfe der Diagnosen, die Mächtigkeit der Medizin – nichts davon kann einen Menschen vor einem Schwarzen Loch retten, ganz im Gegenteil.

Ist es „Tot-Sein“, das man da drinnen erlebt im Schwarzen Loch? Das Ende von allem? – Mit Sicherheit bedeutet es ein Ende, zumindest ein Ende jener Welt, die man zuvor für die einzige Wirklichkeit gehalten hat.

Freunde und nahestehende Menschen waren in dieser Zeit wie Sterne, die von draussen hereingeleuchtet haben. Doch durch das Schwarze Loch müssen wir alle alleine gehen, jeder und jede einzelne für sich selbst.

Der Durchgang ist die Initiation, die Loslösung von der Welt des Scheins. Man sieht dort keinen Schimmer mehr, man sieht überhaupt nichts, absolute Finsternis. Finster ist es auch im Bauch der Mutter. Nur in dieser Atmosphäre kann das Baby wachsen. Finsternis regt die Zirbeldrüse zur Produktion des Lebenselixieres „Melatonin“ an. Wir brauchen die Nacht, sie ist der Nährboden für alles, was wir hier tun. Finsternis und schwarze Materie sind auch das, was unsere Galaxien zusammenhält. Ohne sie würden wir das Licht, die strahlenden Sterne, die wärmende Sonne nicht kennen. Ohne sie würde alles zerfallen.

Erst wenn wir durch Schwarze Löcher durchgegangen sind, können wir das wirkliche Licht sehen. Weil wir aber Angst haben vor ihnen, haben wir uns eine Welt gebaut, die vorgibt, dass die Dunkelheit gefährlich ist und der Eintritt in ein schwarzes Loch das Ende bedeutet. So haben wir es uns bequem gemacht in einer Höhle, eigentlich aber am Höhleneingang. Zumindest haben wir versucht, es uns dort möglichst sicher einzurichten. Und wir halten an unserem Höhlendasein fest, denn jede Veränderung würde uns ins Chaos stürzen.

Wir starren in die Höhle hinein. Zu weit wagen wir uns nicht nach innen. Das Feuer und das Licht aber befinden sich draussen, hinter unserem Rücken – so vermuten wir zumindest. Wir können es jedoch nur sehen, wenn wir auch die absolute Finsternis kennen gelernt haben. Um das zu lernen, sind wir hierher auf diesen Planeten gekommen. Weil wir uns aber – aus bestimmten Gründen – gegen die Finsternis im Höhleninneren wehren, wissen wir auch nicht wirklich, ob es draussen Licht und Feuer gibt. Man hat uns zwar davon erzählt, aber wir kennen es nicht aus eigener Erfahrung. Zumindest aber fühlen wir uns durch den Gedanken daran ein wenig gewärmt, und es wirft Schatten – etwas das sich bewegt. Wir erleben diese Schatten als unsere Wirklichkeit. Es ist eine schattenhafte Illusion, die uns oft zutiefst ängstigt. Weil wir jedoch unsere Augen kaum gebrauchen in diesem schwachen Feuerschein, tappen wir die meiste Zeit im Finstern.

Zeit – wissen wir eigentlich, was das ist? Man hat uns gesagt, dass es einen Anfang und ein Ende in unserem Leben gibt. Irgendwo zwischendrin sollten wir uns angeblich gerade befinden. Diese Vorstellung ist beängstigend. Doch um uns zu trösten, erzählen wir uns verschiedene Geschichten.

Seit langem schon haben wir uns Geschichten erzählt von Helden und von Göttern, und wir haben sie über Jahrtausende unzählige Male wiederholt und dadurch fest in das Bewusstsein der Menschheit eingespeichert. Ständig wurden neue Geschichten erfunden, doch ihre Basis bleibt immer die gleiche, nämlich die, dass es draussen, weit über uns gibt es jemanden, der Stärke ausstrahlt und der all das hat, was wir selbst nicht haben. Die Pharaonen waren, soweit wir wissen, die erste Personifizierung dieser Macht. Mit ihnen sind die Eingott-Religionen gekommen. Deren religiöse Führer haben das Geschichten-Erfinden und noch viel besser das Geschichten-Erzählen beherrscht. Heute haben Hollywood und die Medien ihre Rolle eingenommen. Ihre Geschichten haben uns gleich gemacht. Gerne folgen wir dem einen Glauben, dem einen Trend, der Mode der Zeit. Zurück bleibt jedoch immer das gleiche Gefühl: „Dieses Besondere, von dem sie alle erzählen, ist etwas, das wir nie erreichen können“ – zumindest gilt das für den größten Teil der Menschheit. Auf der Spitze der Pyramide ist eben nur wenig Platz.

Wie aber sieht unser Leben in der Höhle oder vielmehr am Höhleneingang aus? – Eng zusammengerückt sitzen wir da, eingepfercht, den Rücken gebeugt. Alles ist Routine. Das ist gut so, denn es vermittelt uns ein Gefühl von Sicherheit. Grössere Veränderungen werden nicht erwartet.

Und wenn der Stier brüllt, brüllt die ganze Herde und gerät in Aufruhr. Eine Gefahr droht, vielleicht von aussen. Aber ist da überhaupt jemand draussen? Hört uns jemand? Wir vermuten es, und erschaffen in unserer Phantasie einen Gott, den wir für uns alleine beanspruchen können, oder einen ganzen Himmel voller Götter. Damit sind wir für eine Weile beschäftigt, und die Götter auch. Wir fühlen uns besser.

In Wahrheit wissen wir nicht, was draussen los ist, weil wir Angst haben, tiefer hinein zu gehen. Alles, was wir als Wirklichkeit behaupten, baut deshalb nur auf Vermutungen auf, also auf unserer Erfahrung der Schattenwelt – das sind unsere Bildung, unsere Wissenschaft, unsere ganze Art und Weise, den Alltag und die Geschichten des täglichen Lebens zu gestalten. Unser Höhlendasein ist daher ein sehr reduziertes Leben, ein in sich geschlossenes System.


Die Folgen unseres Höhlendaseins

Unsere Angst vor den Schatten, welche das Feuer oder ein unbestimmbares Licht von draussen an die Höhlenwand wirft, wächst zunehmend, und wir finden immer weniger eine Antwort auf die Frage, wer wir eigentlich sind. Keine der Religionen scheint uns mehr trösten zu können. Und trotz aller Anstrengungen können wir noch immer nicht erfahren, was sich denn hinter und unter der Wand befindet, an der wir unsere Schattentänze machen. Auch das ist nicht gerade beruhigend.

Unsere innere Leere sucht ständig nach Füllung, und so sind wir völlig rastlos geworden, um diesen Hunger irgendwie zu stillen. Doch dieses Unterfangen scheint wie ein Fass ohne Boden, da alles aus der Schattenwelt keine wirkliche Sättigung bringt – unsere Gier ist ein Zeichen für unsere tiefsitzende Angst vor dem inneren Verhungern. Deshalb versuchen wir, alles in unseren Besitz zu bringen. Wir kaufen das Land, die Flüsse, die Berge, stehlen die Rohstoffe, die Arbeitskraft anderer und oft auch deren Leben, denn unser Besitz gibt uns zumindest das Gefühl, dass wir die Materie, das Schwere, Dunkle, Mütterliche, doch noch in den Griff bekommen können. Dann werden wir uns weniger vor ihr fürchten zu müssen, so vermuten wir zumindest. Aber die Rechnung geht nicht auf. Wir sind in ein grosses Ungleichgewicht gefallen.

In den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden haben wir unser Höhlendasein sogar den anderen Bewohnern dieses Planeten aufgedrängt, in unserer Angst vor den schwarzen Löchern und weil wir so bestürzt waren, dass diese anderen Mitbewohner damit umgehen können. In unserer Blindheit konnten wir ihre Welt natürlich nicht wahrnehmen – eine Welt, die das Zusammenspiel zwischen Materie und Licht kennt … wir konnten mit diesen Hütern der Erde, wie zum Beispiel mit den Hopis, den Mayas, den Aborigines, den Maori, den Tibetern, den Dogon, den Kogi, usw., nicht umgehen. Danach unterteilten wir unsere Höhle in Erste, Zweite, Dritte … Ränge. Denn wenn alles genau eingeteilt und beschildert ist, dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, wenn wir uns von überall nehmen, was wir brauchen. Für eine Weile konnten wir damit auch unsere Angst vergessen.

Die Kraft muß irgendwo draussen liegen, vermuten wir schon seit längerer Zeit. Und in am Höhleneingang wird die Stimmung langsam depressiv. Aber wir lenken uns weiterhin mit Dingen aus der Schattenwelt ab, denn es macht uns wahnsinnig, dass wir keinen anderen Ausweg finden, als das gefürchtete Schwarze Loch vor uns. Und in unserer Angst manipulieren wir die Materie, die Genetik, die Energien. Wir bauen Bomben, um uns vor uns selbst zu verteidigen und explodieren nach aussen, was am sichersten und wirkungsvollsten tief drinnen ist – die radioaktive Sonnenkraft der Erde.

Natürlich wird man blind, wenn man lange Zeit in der Finsternis oder im Halbschatten verbringt. Auch die Augen und damit unser Geist brauchen das Licht zu ihrer vollen Entfaltung. Chronische Unterernährung kommt dazu, denn unser Körper braucht das Licht, um alle Lebensstoffe im Fluss zu halten. Wenig Sauerstoff und daher Eisenmangel im Blut machen uns zu blassen Erscheinungen. Der Mangel an Bewegung setzt uns ebenfalls langsam zu. Die Symptome weicher Knochen zeigen sich auf allen Ebenen, und wir können uns kaum mehr aufrecht halten. Ausserdem sind wir immer weniger belastbar und auch nicht mehr flexibel genug, um überhaupt noch eine Veränderung zu wollen. Zu tief sitzt das uralte Bewegungsverbot der Religionen und Gott-Könige, das von tödlichen Strafen spricht, falls jemand es wagen sollte, sich nach dem Feuer umzudrehen oder die verbotenen Früchte im inneren der Höhle zu suchen. Keiner darf das Geheimnis sehen, sonst käme es womöglich zum Massenauszug aus der Höhle. Deshalb wurde auf höchsten Ebenen sichergestellt, dass wir uns dem Schicksal ergeben haben – und so bleiben wir eben sitzen …


Der Sturz in die Höhle

Anders ist es jedoch, wenn man durch verschiedene Umstände, sei es durch Krankheiten, Todesfälle und andere Grenzerfahrungen im Leben, in die Höhle hineingeworfen wird, hinein in die finstere Nacht. Dann sieht wirklich alles plötzlich ganz anders aus. Angst, Verzweiflung und das Gefühl des Verlassenseins sind die ersten „natürlichen“ Reaktionen. Sie sind da, doch verwandeln sie sich schnell zu sicheren Wegweisern im dunklen Wald des Unbekannten.

Der Platz am Höhleneingang erscheint uns nun leer, und ab sofort gibt es auch keine Zugehörigkeit mehr zu dessen Bewohnern. Man fühlt sich unnütz geworden in einer Welt der Beschäftigung mit den Schatten, die ständig im Zaum gehalten werden müssen. Die bisherige Identität ist verloren, endgültig vorbei. Man ist nicht mehr zuordenbar, lästig sogar, kostspielig und unbrauchbar … und draussen, am Eingang, geht der Schattentanz weiter.

Im Schwarzen Loch jedoch ist es ruhig. Die Dunkelheit umhüllt den Ankommenden wie eine Schneedecke den Sterbenden. Doch was heißt hier Sterben? Es ist das Hinter-sich-lassen der bisherigen Existenz, und ein Weitergehen, um später eine neue zu wählen.

Die lange Zeit in Krankenhäusern – mit vielen Operationen, und die Jahre im Rollstuhl haben mich immer tiefer hinein geführt und mir dabei mehr und mehr die Angst genommen. Und langsam habe ich zu verstehen begonnen …

Diese Welt ist nämlich jene Welt, die ALLES beinhaltet: die Höhle als auch die Wirklichkeit, welche sie umgibt. Die Verständigung ist anders hier, und es gibt eine Kommunikation, die zwischen allem funktioniert, was auf der Erde und im gesamten Universum existiert. Die Sprache ist einfach, und sie umfasst alle Bereiche wie Logik, Intuition, Telepathie, Gesang, Farben, Formen, Licht, Schwingungen – es ist eine Welt der Fülle, und sie führt heraus aus den Gedankenwelten von Angst und Drama.

Langsam und leise wird eine Stimme hörbar, die für die oberen Höhlenbewohner nicht wichtig zu sein scheint. Vorsichtig versucht sie sich verständlich zu machen, und es kann am Anfang schwierig sein, ihre Signale zu empfangen und zu verstehen. Natürlich war sie schon immer da, aber es wurde uns dringend abgeraten, auf sie zu achten und noch dringender, ihr auch zu folgen. So verstummt sie immer mehr, weil sie uns nicht wehtun will. Doch genau um diese innere Stimme geht es, …

Magda Wimmer – nächstes Buch “Die grosse Flut”
Auszug aus dem ersten Band meiner Trilogie

In Lak´ech
mirja, 12-IX

Geh´ langsam, du musst nur auf dich selbst zugeh´n! :P

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